Rund 200 Akteure aus dem ESF+ Hessen und Interessierte kamen am 4. September 2025 im Saalbau Gallus, im Herzen Frankfurts, zusammen um sich zum Thema „Zukunftsperspektiven schaffen mit dem ESF+ Hessen: Qualifizierung von Menschen mit Migrationshintergrund“ in all seinen Facetten und Entwicklungen auszutauschen und mitzudiskutieren, welche Implikationen dies für die Zukunft des ESF+ in Hessen hat.
Eröffnet wurde die Tagung von Heike Hofmann, Hessische Ministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales. In ihrem Grußwort betonte sie, dass Vielfalt in unserer Gesellschaft als Bereicherung wahrgenommen werden müsse. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels seien Migrantinnen und Migranten für den hessischen Arbeitsmarkt langfristig von besonderer Bedeutung. Zugleich erinnerte sie daran, dass Menschen mit Migrationshintergrund häufig mit erheblichen Hürden konfrontiert seien, bevor ihnen der Einstieg in Beschäftigung gelinge. Der ESF+ Hessen biete mit seinen Förderprogrammen wirksame Unterstützung, um diesen Herausforderungen präventiv oder auch kompensatorisch zu begegnen.
Patrick Paquet, Referatsleiter B4 der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission erläuterte im Anschluss, dass der Fachkräftemangel sowohl in Deutschland als auch in der Europäischen Union die Wettbewerbsfähigkeit erheblich gefährde. Als Reaktion auf diese Entwicklung habe die Europäische Kommission Maßnahmen vorgestellt, die auch auf die bessere Integration von Migrantinnen und Migranten in den Arbeitsmarkt abzielen. Herr Paquet verwies dabei unter anderem auf die Initiative „Union der Kompetenzen“. Für den Zeitraum 2025 bis 2030 sei vorgesehen, Bildung, Ausbildung sowie lebenslanges Lernen gezielt zu fördern, um Grund- und Fachkompetenzen zu stärken, die Übertragbarkeit von Fähigkeiten zu verbessern und internationale Talente zu gewinnen.
In ihrem Impulsvortrag berichtete Prof. Yuliya Kosyakova, Forschungsbereichsleiterin Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und Professorin für Migrationsforschung an der Universität Bamberg eindrucksvoll, welche zentrale Rolle Erwerbstätigkeit für die strukturelle Integration von Migrantinnen und Migranten spiele und weshalb diese Gruppe am Arbeitsmarkt häufig mit Nachteilen konfrontiert sei. Aus wissenschaftlicher Perspektive benannte sie mehrere zentrale Handlungsfelder für eine nachhaltige Integration: den gezielten Ausbau von Kompetenzen, die Weiterentwicklung von Anerkennungssystemen, verstärkte Investitionen in Netzwerkbildung und Mentoring sowie die Schaffung verlässlicher Bleibeperspektiven. (Die begleitenden Präsentationsfolien stehen rechts zum Download bereit.)
Anschließend konnten die Veranstaltungsteilnehmenden in unterschiedlichen Workshops selbst aktiv werden und sich zu folgenden Themen in kleineren Kreisen austauschen und diskutieren:
- Benachteiligte junge Menschen am Übergang Schule und Beruf. Wirksame Sprachförderung als Schlüssel einer gelingenden Arbeitsmarktintegration
- Praxislabor Berufseinstieg: Mentoring, Matching und Potentiale nutzen
- Die QuABB Ausbildungsbegleitung: Unterstützung von Auszubildenden mit Migrations- und Fluchthintergrund
- Förderung von Grundkompetenzen gering literalisierter Erwachsener als Beitrag zur Arbeitsmarktintegration
In der von Petra Boberg moderierten Podiumsdiskussion mit den Vertreterinnen und Vertretern der programmverantwortlichen Hessischen Ministerien sowie mit Patrick Paquet und Ulrike Thomas, Leiterin der Verwaltungsbehörde ESF im Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, wurden die verschiedenen Förderansätze sowie die unterschiedlichen Zielgruppen noch einmal ausführlich erläutert. Dabei kamen auch zentrale Herausforderungen zur Sprache, etwa die Sicherstellung der erforderlichen Kofinanzierung oder die Gewinnung von Teilnehmenden für die angebotenen Programme.
Dr. Kai Seiler, Leiter der Abteilung „Arbeit“ im Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, lies die Veranstaltung Revue passieren und hob noch einmal die zentrale Bedeutung von Erwerbstätigkeit für die soziale, kulturelle und emotionale Integration von Menschen mit Migrationshintergrund hervor. Die Eingliederung in den Arbeitsmarkt sei dabei nicht nur ein wirtschaftlicher Faktor, sondern für alle Menschen ein wesentlicher Schlüssel zu gesellschaftlicher Teilhabe.
Wir danken allen Besucherinnen und Besuchern sowie den vielen Vertreterinnen und Vertreter der am ESF+ Hessen beteiligten Landesministerien und ESF-Projektträgern, die die Jahresveranstaltung engagiert unterstützt und die intensive Arbeit in den Workshops erst ermöglicht haben.